CIS –
Lösungen für die Entwicklung von Städten und Gemeinden gemeinsam zu finden, ist Ziel eines groß angelegten Projekts der Metropolregion Hamburg. Fünf regionale Teilprojekte arbeiten daran, trotz teilweise sinkender Einwohnerzahlen und alternder Bevölkerung, die Wohn- und Lebensqualität flächen- und umweltschonend zu sichern.
Auch die Metropolregion Hamburg leidet unter diesem Phänomen: Verödende Ortskerne in Dörfern, Abriss und Leerstände wechseln sich mit steigendem Siedlungsdruck, hohen Mietpreisen in prosperierenden Städten und Gemeinden ab. Jetzt nimmt das Leitprojekt „Innenentwicklung“ der Metropolregion Hamburg in fünf Modellkommunen diese Probleme in Angriff und entwickelt Lösungen, die auf andere Kommunen übertragen werden sollen. Es nehmen sowohl wachsende, wirtschaftlich starke Kommunen als auch schrumpfende, vom demografischen Wandel stark beeinflusste Gemeinden teil.
Foto: Mario De Mattia
Die Teilprojekte in Bispingen, Buchholz i.d.N., Brunsbüttel, Hamburg und Dannenberg werden verschiedene Veränderungen anstoßen, die bedarfsgerechtes und flächenschonendes Wohnen in der Metropolregion Hamburg gewährleisten. Dazu gehören: die Belebung von Ortskernen, die Umnutzung von leerstehenden Gebäuden, alters- und familiengerechtes Wohnen und die Entwicklung von Erholungsflächen. Die Stadt Neumünster übernimmt als Projektträger die Federführung für das Leitprojekt. Das gesamte Projekt hat ein Volumen von gut 810.000 Euro. Die einzelnen Vorhaben werden jeweils mit 80 Prozent aus den Förderfonds der Metropolregion Hamburg gefördert.
Dazu Holger Gnest, Referent für Siedlungsentwicklung bei der Metropolregion: „Mit diesem groß angelegten Projekt stellt sich die Metropolregion einer Herausforderung, die viele unser Kommunen betrifft. Es geht darum, den vorhandenen Wohnungsbestand an veränderte Bedingungen, wie unsere alternde Gesellschaft, anzupassen. Dies erfordert neue Strategien auch im Dialog mit Bürgern und Eigentümern. Wir erhoffen uns von dem Projekt übertragbare Lösungsansätze und kreative Ideen, um die hohe Wohn- und Lebensqualität in unseren Städten und Gemeinden zu erhalten und weiter zu entwickeln.“
Zum Auftakt fand am 18. November in Neumünster die erste Zukunftswerksatt mit den fünf Teilprojekten statt. Ziel war das Kennenlernen der Beteiligten, die Vorstellung von Themenschwerpunkten sowie die Präsentation und Diskussion der unterschiedlichen Ausgangslagen in den beteiligten Kommunen. Die Partner diskutierten Stellschrauben und Potenziale einer zukunftsträchtigen Innentwicklung. Bei der Eröffnung sagte Dr. Olaf Tauras, Oberbürgermeister der Stadt Neumünster: „Ich freue mich, dass sich die Metropolregion Hamburg der Innenentwicklung annimmt und wir gemeinsam nach Lösungen suchen. Dieses Thema ist für uns alle zukunftsbestimmend. Wir werden die Erfahrungen aus den Modellkommunen zusammentragen und in einem Instrumentenkasten auswerten. Dadurch können wir die gewonnenen Erkenntnisse an die gesamte Metropolregion weitergeben und viele andere Kommunen können daraus lernen.“
Kurzportraits der fünf Teilprojekte „Innenentwicklung“
1. Bispingen
Aktion Storchennest
Das Projekt zielt darauf, die Entwicklung der Ortskerne voranzutreiben. Bestandssiedlungen und Infrastruktur sollen aufgewertet werden und eine Umnutzung leerstehender und von Leerstand bedrohter Wohnungsbestände soll eingeleitet werden. In vielen Ortschaften sind Straßenzüge oder Siedlungen vorhanden, in denen die Bewohner bereits bis zu 70 Prozent zwischen 75 und 80 Jahren alt sind. Aus dieser Situation ergibt sich ein deutlicher Handlungsbedarf. Ziele des Projektes sind eine Ortskernaufwertung und eine Weiterentwicklung der Infrastruktur. Gleichzeitig soll unter dem Grundsatz „Umbau statt Neubau“ eine Förderung von Altimmobilientransfers „Jung kauft Alt“ eingeführt werden, um den Flächenverbrauch durch die Ausweisung neuer Wohngebiete zu minimieren. Im Rahmen der Infrastrukturaufwertung soll eine Anpassung der Wärme-, Gas- und Breitbandnetze umgesetzt werden. Zur Erreichung dieser Ziele wird eine Beratungsstelle eingerichtet, die die Umnutzung von Altimmobilien fördert. Dabei sollen in allen Arbeitsschritten ökologische Gesichtspunkte einen besonderen Stellenwert erhalten.
2. Brunsbüttel
Umnutzung des Bereichs Obere Koogstraße / Brunsbütteler Straße
Die Stadt Brunsbüttel bereitet ein städtebauliches Nutzungskonzept vor. Dabei soll in der Innenstadt altersgerechter Wohnraum geschaffen werden, womit zu einer Belebung des Gebiets zwischen Haupteinkaufsstraße und dem neuen Zentrum beigetragen wird. Es zeichnet sich in erster Linie durch eine kleinteilige Einzelhandelsstruktur und wenigen Parkmöglichkeiten aus. Viele Wohnungen, aber vor allem Laden- und Gewerbeflächen stehen leer. Auch die vorhandene Bausubstanz entspricht nicht mehr den heutigen Standards. Dennoch kommt ihm durch seine Lage zwischen Koogstraße und der Schleusenmeile eine wichtige innerstädtische Aufgabe zu. Ziel des Projektes ist es, seine Funktion als Versorgungs- und Einzelhandelsstandort zu beleben und weiter zu stärken. In Zusammenarbeit mit Eigentümern und Bewohnern werden alternative Nutzungsformen entwickelt, die Dienstleistungen und altersgerechte Wohnungen integrieren. Hauptinstrument ist ein breiter Partizipationsprozess, der zu einer guten Akzeptanz beitragen soll und den Umsetzungsprozess vorbereitet.
3. Buchholz i.d.N.
Buchholzer Zentrum – Vom Dorfkern zum Stadtkern
Mit diesem Ziel will sich die Stadt Buchholz als Wohn- und Arbeitsplatzstandort im Hamburger Umland weiter profilieren. Es wird ein Konzept erarbeitet, das die Innenstadt städtebaulich aufwertet und eine flächenschonende Nutzung einleitet. Das schnelle Wachstum der Stadt hatte zur Folge, dass gewünschte städtebauliche und architektonische Qualitäten nicht immer erreicht wurden. So weist die Innenstadt im direkten Umfeld der zentralen Fußgängerzone unbebaute und untergenutzte Grundstücke auf. Ziel ist eine qualitätsvolle Aufwertung und Weiterentwicklung im Innenstadtbereich durch Nachverdichtung der Kernstadt. Eine Potenzialanalyse wird die Möglichkeiten zur Nachverdichtung im Stadtkern erheben. Ein Leitlinienplan soll eine städtebaulich sinnvolle und flächensparende Entwicklung einleiten. Netzwerke zwischen Eigentümern und Gewerbetreibenden sollen diesen Prozess verstärken.
4. Dannenberg
Qualitätssicherung im Leerstandsmanagement – Manufakturen und innenstadtintegrierte Wohnnutzung
Unter diesem Motto soll dem bestehenden und dem drohenden Leerstand im Ortskern entgegengewirkt werden. Zum einen werden Leerstände und Brachflächen in der Innenstadt aktiviert. Mit einem Masterplan Innenstadt sollen die vorhandenen Geschäftsflächen an der heutigen Nachfrage ausgerichtet werden. Einzelhandelsflächen werden zusammengelegt, um neben dem kleinteiligen Einzelhandel auch größere Flächen für eine neue Nutzung zu schaffen. Für leerstehende Gewerbeflächen sollen qualitativ hochwertige Manufakturen akquiriert werden. Gleichzeitig wird innerstädtisches Wohnen für die Altersgruppe ab 65 Jahren mit qualitativ gutem Wohnraum gefördert und das Wohnungsangebot bedarfsgerecht umstrukturiert. Um diese Ziele zu erreichen, gilt es zunächst, die Gebäudeeigentümer und Geschäftsinhaber in die Planung mit einzubeziehen. Hierzu sollen breitangelegte Partizipationsverfahren durchgeführt werden.
5. Hamburg
Verdichtung? Ja, aber! Umsetzung der Qualitätsoffensive Freiraum in Hamburg
Unter diesem Titel erstellt die Freie und Hansestadt Hamburg ein Freiraumkonzept für die Stadtteile Hamm und Horn, das zeigen soll, wie die angestrebte Nachverdichtung mit einer Aufwertung der Freiflächen verbunden werden kann. Das Projekt unterstreicht, dass nachhaltige Flächenentwicklung und höhere Freiraumqualität nur gemeinsam zu erreichen sind. Für die Stadtteile Hamm und Horn soll exemplarisch erprobt werden, wie Verdichtung an die Aufwertung von wohnungsnahen Freiräumen gekoppelt werden kann. Neben einem Gesamtkonzept werden konkrete Ideen entwickelt. Dabei sollen auch auf andere Kommunen übertragbare, innovative Möglichkeiten der Gestaltung von Freiflächen in verdichteten Stadtteilen aufgezeigt und Handlungsstrategien entwickelt werden. Das Projekt befördert zudem eine neue Planungskultur, indem das Konzept gemeinsam mit Akteuren aus den Stadtteilen erarbeitet wird.
Pressesprecherin Metropolregion Hamburg